Alex Latotzky

Claude os, aperi oculo

Seit dem Ende der DDR

beschäftige ich mich mit dem Unrecht, das dieser Staat Menschen angetan hat, mit den Opfern der kommunistischen Gewaltherrschaft. Für mich war der Fall der Berliner Mauer ein Glücksfall. Erst von jenem Tag an konnte ich wirklich die Geschichte meiner Eltern und meine eigene erforschen. Ohne den 3. Oktober 1990 wäre das nie möglich gewesen.

Und während andere an diesem Tag zum Brandenburger Tor fuhren, um die Deutsche Einheit zu feiern, fuhr ich mit meiner Familie in die Gedenkstätte Sachsenhausen vor den Toren Berlins. 40 Jahre nachdem ich mit anderen Kindern und Müttern von hier in das schlimmste Frauengefängnis der DDR nach Hoheneck gebracht wurde, stand ich wieder vor dem Lagertor und plötzlich war all die Erinnerung die ich die ganzen Jahre verdrängt hatte, was ich nicht einmal meinen Kindern erzählt hatte,  wieder allgegenwärtig.

Ohne den 3. Oktober 1990 hätte ich auch nicht mit 51 Jahren in einem kleinen Dorf in Russland meinem todgeglaubten Vater gegenüber gestanden.

Bei der Suche nach meiner Kindheit bin ich über so viele ähnliche Schicksale gestolpert, dass letztlich ein durch die Stiftung Aufarbeitung gefördertes Forschungsprojekt daraus wurde. Inzwischen habe ich die Namen von fast 100 Kindern gefunden, die eine ganz ähnliche Geschichte haben. Ich habe Frauen gefunden, die dabei halfen, uns Kinder in den Lagern und Gefängnissen am Leben zu erhalten und Menschen, die mir von meinen Eltern erzählten.

Seitdem engagiere ich mich darin, diesen noch immer so unbekannten Aspekt der Geschichte der SBZ und DDR bekannt zu machen. Was in den sowjetischen Lagern in Deutschland, was in den Gefängnissen der DDR geschehen ist, darf nicht in Vergessenheit geraten. Diktatur und Verfolgung bestanden in einem Teil Deutschlands auch nach 1945 weiter.

Für diese Arbeit erhielt ich im Rahmen der Feiern zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung 2010 in Bremen den Bürgerpreis zur Deutschen Einheit.

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